- Warschauer Gettoaufstand
- Warschauer GettoaufstandUnmittelbar nach der Besetzung Polens durch die deutsche Wehrmacht begann Himmler im »Generalgouvernement« und im annektierten Westpolen mit Ausrottungs- bzw. Versklavungsmaßnahmen gegen die jüdische und polnische Bevölkerung. Er ließ alle Juden in verschiedenen polnischen Städten in Gettos, die durch Mauern von den übrigen Stadtgebieten getrennt wurden, zusammenpferchen. Im Warschauer Getto lebten etwa 400000 Juden auf einer Gesamtfläche von 4 km2 unter unmenschlichen Verhältnissen bei völlig unzureichender Versorgung. Die Sterblichkeit war durch Unterernährung und ausbrechende Seuchen extrem hoch. Dennoch glaubten nicht wenige der dort hausenden Menschen, die Verhältnisse ertragen zu können in der Hoffnung, vorerst davongekommen zu sein.Doch verstärkten sich in Warschau im Frühjahr 1942 nach der »Wannseekonferenz« Gerüchte, dass die systematische und vollständige Vernichtung der Juden beschlossen worden sei. Der Judenrat, die von den Deutschen installierte Verwaltungsbehörde im Getto, erhielt den Auftrag, einen »Umsiedlungstransport« von etwa 4000 Personen zusammenzustellen, der am 22. Juli 1942 nach Treblinka geleitet werden sollte. Fast täglich rollten von nun an Transporte von bis zu 12000 Gettobewohnern in das Vernichtungslager; Alte und Kranke wurden zuerst ausgewählt, aber auch die Kinder des jüdischen Waisenhauses.Im Oktober 1942 waren im Warschauer Getto nur noch etwa 70000 Menschen auf einem wesentlich verkleinerten Terrain zurückgeblieben, vorwiegend Männer und Frauen, die in der Rüstungsindustrie arbeiteten und von dort große Gewinne verbuchenden deutschen Firmen »Freistellungen« erhalten hatten. Unter ihnen hatten sich Widerstandsgruppen gebildet, die gewillt waren, den Aufstand zu wagen und sich weiteren Deportationen gewaltsam zu widersetzen. Für sie gab es keinen Zweifel mehr, dass die Transporte keine Verlegungen waren, sondern direkt in die Vernichtungslager führten.Als am 19. April 1943 die SS mit Panzern das Getto auflösen wollte, brach der Aufstand los. Mit dem Mut der Verzweiflung traten jüdische Männer und Frauen mit völlig unzulänglicher Bewaffnung und selbstkonstruierten Sprengkörpern der SS entgegen. Der erbitterte Kampf um jedes Haus zog sich fast fünf Wochen, bis zum 16. Mai, hin. Erst die Überflutung des unterirdischen Kanalsystems und die Inbrandsetzung der hartnäckig verteidigten Häuserblocks beendeten den Widerstand; fast alle Aufständischen wurden ermordet. Das Getto wurde dem Erdboden gleichgemacht.
Universal-Lexikon. 2012.